Papiermuseum Gleisweiler

 
 
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Wie im Flug ...

Eine Installation und weitere Objekte von Irmgard Potthoff

  • Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen
  • Mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen
  • Der Augenblick ist mein und nehm' ich den in acht
  • So ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht.

Dieses Epigramm von Andreas Gryphius, der von 1616 bis 1664 lebte - einer Zeit, die durch den 30-jährigen Krieg geprägt war - kam mir beinahe spontan in den Sinn als ich von dem Ausstellungsprojekt „Wie im Flug...” von Irmgard Potthoff erfuhr. Und bei intensiverem Studium der Werke von Irmgard Potthoff vertiefte sich der Bezug.

Irmgard Potthoff stammt aus Bochum, sie lebt und arbeitet in Bochum. An den Folkwang-Schulen in Essen studierte sie Grafik-Design und schloss mit dem Diplom ab.
Anfangs arbeitete sie unter anderem als Malerin. Ein Thema ihrer starkfarbigen Öl- und Acrylarbeiten auf Leinwand war die Landschaft.
Seit mehr als zehn Jahren geht die Künstlerin mit Themenausstellungen zu „Zeit und Raum” an die Öffentlichkeit.
Wir begegnen in ihrem Œuvre Wandobjekten, anfangs dicht und reliefartig, dann immer leichter wirkenden plastischen Gebilden, die im nächsten Schritt - zu Raumplastiken „mutiert” - die Dreidimensionalität des Raumes und seiner Architektur zum Thema haben.

Das Medium für ihre künstlerische Recherche sind Tageszeitungen, bedruckte Seiten. Aus ihnen dreht Irmgard Potthoff Fäden. Diese werden zu ihrem Werkzeug, dem Medium mit dem sie den Raum füllt, ihn „aufspannt” und ihn damit sichtbar bzw. erfahrbar macht. Dem haptisch begreifbaren Material Papier, das je nach Stärke des Fadensystems zur Negierung der Stabilität, d.h. zur Instabilität führen kann, begegnen die immateriellen, die erlebten Zeitstationen der verarbeiteten Zeitungen. Sie enthalten vergangene, veraltete Nachrichten, deren Botschaften aber noch da sind!
Und durch die Aufbereitung von bedrucktem Papier kommt Irmgard Potthoff zu ihrem Thema: Der Darstellung von Zeit und des ihr innewohnenden besonderen Wertes: ihrer Magie. Indem sie Zeitungsseiten verarbeitet, archiviert bzw. materialisiert sie die darin enthaltene Zeit.

Wie kam sie dazu?
In einem ihrer Werk-Kataloge ist nachzulesen, dass sich bei ihr ein großer Stapel von Tageszeitungen angehäuft hatte. Und es erging ihr wie vielen von uns: man will die Zeitungen wegräumen und ... beginnt in ihnen wieder zu lesen.
Dabei wurde ihr deutlich, wie viel Geschichte bzw. Zeitgeschehen sich in diesem Stapel angesammelt hatte, parallel zu ihrer eigenen - persönlich erlebten - Geschichte.

Die Zeit vergeht wie im Flug ... und wir hier sind Teilnehmer eines Prozesses bzw. des Versuches, diesen Moment (be)greifbar zu machen und ihn damit an- oder zumindest festzuhalten.     >weiter

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