Machmal genügt ganz wenig, um etwas mitzuteilen, und manchmal ist auch das Wenige noch zu viel.
Manchmal verdichtet sich das Erleben in einem einzigen Augenblick, und manchmal ist selbst
dieser Augenblick noch zu viel.
Denn immer gibt es die Sehsucht danach, einfach nur da zu sein und im Schweigen alles gut sein zu lassen.
Es ist der Weg zum Wesentlichen, der mitten durch die Fülle der Dinge
und durch das Übermaß der Erfahrungen führt.
Dieser Weg ist es, den Eberhard Freudenreich mit seinen Objekten geht.
Ich möchte ihn vorstellen, indem ich sozusagen die Rolle eines Wegbegleiters übernehme.
Wer im Ausstellungsraum umherspaziert, bewegt sich zwischen bizarren Gebilden,
die an nichts Konkretes erinnern. In ihrer Vielfalt von fragil-skurrilen Formen
wirken sie auf eine verwirrende Weise fantastisch und rätselhaft.
Das Auge folgt ihren glatten Kanten und ihren gleichmäßigen schwarzen und weißen Flächen.
Bei längerem Beschauen drängen sich Ähnlichkeiten auf.
Diese wunderliche Welt zeigt sich aus einzelnen Elementen zusammengesetzt,
die aus einem fernen und unbekannten Ganzen stammen könnten.
Diese Beobachtung ist der Schlüssel zur Enträtselung:
Wir sehen, dass die einzelnen Elemente zu freien Flächen in den gerahmten Papierebenen passen,
als hätten sie sich auf eine präzise und kunstvolle Art aus ihnen herausgelöst,
um eine eigene Form zu finden. Eine kommuniziert mit der anderen. Es sind lediglich vier Elemente.
Und dennoch formulieren sie eine Botschaft von beinahe unübersehbarer Fülle.
Sie durchklingt das gesamte Tonnengewölbe und verursacht Echos auf den Wänden
Der Weg vom zweidimensionalen Objekt in die Dreidimensionalität ist ein Entwicklungssprung.
Das gerahmte Objekt gibt einzelne Ausschnitte frei, die sich nun eigenständig entwickeln können.
Dieser Weg spiegelt den künstlerischen Werdegang von Eberhard Freudenreich wider.
Er begann mit der freien Graphik, speziell mit der Radierung, die eine Kombination von Schablonen
auf der Metallplatte ermöglicht, also eine Reihung fast gleicher Bildelemente,
die sich zu einem großen Ganzen fügen. Die logische Weiterentwicklung war der Holzschnitt,
dessen Druckstock als Flachrelief zwischen Zweidimensionalität und Dreidimensionalität liegt.
Der Künstler bevorzugte dabei strukturarmes Pappelholz, um möglichst glatte Flächen
zu erzielen und grobe Strukturierungen zu vermeiden. Der nächste Schritt vom härteren
zum weicheren Medium musste beinahe zwangsläufig der Versuch sein, dieselben Wirkungen
mit Papier zu erzielen. Es zeigte sich, dass diese Technik Ergebnisse brachte,
die die bisherigen Resultate noch einmal steigern konnten. Denn nun war das,
was beim Schneiden übrig blieb (anders als beim Holzschnitt) kein Abfall,
sondern verwertbares Material für die Realisierung von Papierobjekten.
Das, was ausgeschnitten wird, der Rest, die Schablone wird nun zum eigenständigen Thema,
ohne den Bezug zur Ursprungsform zu verlieren.
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